Licht und Schatten!

Venezia im November

erfahrene Venedigreisende bezeichnen diesen Monat als einen der Schönsten um die Lagunenstadt zu besuchen.

Wie wahr!

Die Gässchen und Plätze sind wieder frei von Menschenmassen, die Vapporettos nicht mehr zugepfercht, das tief stehende Licht wirft langes Licht und Schatten auf Calle und Canäle oder mischt sich an feuchten Nebeltagen mit besonderem Reiz.

Ich erlebe die letzten Wochen des Jahres in Lagunenstadt, quasi als Einheimischer.

Wohne bei Freunden am Campo S. Giovanni e Paolo gegenüber einer der schönsten gotischen Kirchenbauten Italiens e la "Gran Scuola di San Marco" und lerne in diesen Wochen Venedig von allen Seiten kennen.

So genieße ich durch die Gunst meiner Gastgeber deren Empfehlungen, sehe und komme in Gegenden welche man das "unbekannte Venedig" nennen könnte, wie den Campo "Bandiera e Moro" - benannt nach zwei heroischen Anführern, gefallen im ital. Freiheitskriege 1844.

Hier findet sich neben Palazzi aus dem 15. Jhdt. auch die Taufkirche des "Prete Rosso", San Giovanni in Bragora, ohne dabei zu vergessen an Orte zu gelangen welche auch weltberühmt.

Wie zum um Beispiel die antiquarische Libreria "Acqa Alta" in der wohl alles zu finden ist was "Gott und die Welt" jemals geschrieben haben und trotz häufigem Hochwasser in Venedig bis zum heutigen Tag überleben konnte.

Im Ernstfall könnte man sich ja mit der originalen und buchbeladenen Gondel über Wasser halten.

Verlasse als glücklicher Finder von Robbins Landons Buch über "Mozart und Wien" diese Kult-Bchhandlung und bin gerne bereit, mein italienisch durch den überaus spannenden Inhalt, in englisch, zu überfremden ohne dabei Mozarts Besuch in Venedig 1771 zu vergessen, welcher ihn angeblich zu "Don Giovanni inspirierte" !

Doch es ist nicht alles Gold was hier glänzt und den Kurzzeit-Touristen blendet. "Wo viel Licht ist auch viel Schatten" .

Zum Beispiel die historische Orgel der einzigartigen Basilika San Giovanni e Paolo mit Grabstätten von 25 Dogen .

Wunderschön anzusehen, proportional perfekt gestaltet, was großen Klang erwarten lässt, doch höchst selten zu hören. Wie man mir versichert wird das monumentale Instrument (16' Prospekt) lediglich im Sommer hin und wieder gespielt, für den Rest der Zeit zirpen Gitarren zu den Messen......

is nix, kost nix .

"Ach wie nichtig ach wie flüchtig" geht es mir da durch den Kopf, was ist passiert mit Venedig und seiner einzigartigen Musikkultur und wohin steuern wir wenn unsere Orgeln nur noch Dekorationszwecken dienen !?

Leben in Venedig!?

Es ist ein Minimalistisches.....

was dem Besucher im exclusiven Cafè Floriani am Marcusplatz, gut versorgt durch sein Hotel, selten klar ist.

Ist doch alles, aber alles was man zum Leben braucht zu tragen, sei es durch enge Gassen, im schaukelnden Vaporetto und über Brücken, rund 300 an der Zahl.

Und so heißt die Volkskrankheit in Venedig "Gelenk- und Gehschwäche", aufgrund der vielen, oft glitschigen Treppen, gute Bedingungen zu fatalen Stürzen (wer findet die Krücke?).

Gleich unten am Campo die kleine Bar mit feinem Cappuccino ( EUR 1,2 ) und Brioche, da drückt man auch mal ein Auge zu, wenn Tauben zu Besuch kommen, ansonsten ist das Leben in Venedig ein Teures, kostet doch z. B. jede Fahrt mit dem Vaporetto EUR 7.50 !

Besser man steigt gar nicht aus und schippert durch die Kanäle bis zur Capolinea (Endstation), wo immer sie auch liegt. Der Weg zurück kostet natürlich viel Zeit, falls zu Fuss....

oder wieder....

ein biglietto.

Hinter all diesen Eindrücken lebt das Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten, getragen aus dem Zugehörigkeitsgefühl zu anderen Kulturen welche mir die Freiheit lassen, noch immer selbst zu entscheiden was einem "Künstler der alten Welt" heute noch nützlich sein kann.

Orgelmärchen oder Wahrheit!?

La dolce vita . . .Meine lieben Freunde glauben Orgelreisen sind nur eine Art gut bezahlter Auslandsurlaub!

Italien! Natürlich Sonne, Cappuccino und Pasta mit Shrimps und Vongole!!

USA! Flugreisen von New York bis Los Angeles, bummeln auf der 5th Avenue und dann in Santa Monica chillen!! Ja, so stellen sich meine Bekannten das vor, aber ich habe gelernt nicht zu widersprechen! Hilft ja doch nichts!

Die Realität sieht ein wenig anders aus. Italien! Bin pünktlich beim südlichen Auftraggeber, habe ja einen Fertigstellungstermin und der ist wie immer knapp bemessen. Doch wo sind die bestellten Teile, wo der zugeteilte Mitarbeiter?? Gott sei Dank gibt es Handyverbindung! Hätte gerade noch gefehlt. Endlich erfahre ich, dass ich mir noch Zeit lassen kann! So zwei drei Tage vielleicht, man wäre noch nicht so weit und überhaupt, das Wetter ist doch wunderbar und ich soll mir etwas „Relax“ gönnen. Aber der Termin ist einzuhalten! Nur wie ??? Das wollte danach bei der ausgelassenen Inauguration natürlich niemand mehr so genau wissen. Für Cappuccino und Pasta hatte ich ja vorher genügend Zeit.

USA! Nach reichlich konsumierten Jetlags wird man gerne mit Verspätung und meist gegen Mitternacht vom Airport abgeholt. Während ich fast einschlafe, wird schon auf der Fahrt das Programm der kommenden Tage und die Arbeit besprochen. Aus gut organisierten Zeiten für Orgelstimmungen, da muss es einfach mäuschenstill in der Kirche oder im Konzertsaal sein, werden mir mit bedauerlicher Miene Unterbrechungen im Stundentakt serviert, auf die ich mich freuen darf.

Muss also bei Schremmarbeiten im Altarraum oder bei Musikproben im Orgelsaal meine Instrumente stimmen und das noch super perfekt. Mein mitfühlender Assistent findet das ziemlich ungewöhnlich, habe gelernt nicht zu protestieren. Hilft ja doch nichts!

PfeifenbewohnerNussdepotVerbiß im Pfeifenwald„Mister Hradetzky...ein paar Töne im Pedal klingen irgendwie anders??“ Habe nur wenige Stunden für diese Lappalie eingeplant, denn es wartet schon die nächste Zeitzone und natürlich der Flieger. Doch was ist das, schwarze runde Dinger in den Holzpfeifen? Und auch im Pfeifenwerk krächzen manche Töne zum Gotterbarmen!? Während der Organist sprachlos zusieht, hole ich Nuss um Nuss aus den Pedalpfeifen, entdecke Erstaunliches an Metallpfeifen und kann es nicht fassen, wie gut meine Orgeln zum Genuss geeignet sind.

Nein.... nicht für die amerikanischen Gläubigen............. die lieben Eichhörnchen, drüben Squirrels genannt, sind die Nüsse-Sammler und Orgel-Pfeifen-Gourmets !!!

Habe gelernt mit Überraschung zu leben. Hilft ja doch nichts!

Heitere Monatsbilanz Sommer 2012

OBM Gerhard Hradetzky Heitere Monatsbilanz für meine deutsch- und italienisch-sprachigen Freunde, von Gerhard Hradetzky!
Relazione e pensieri divertente dell’organo di Zianigo (PD)

Eindrücke und Arbeitsbericht zur Erneuerung der Orgel von Zianigo/Mirano (PD)

Es war wohl im Frühsommer 2007 als ich mit meinem damaligen Orgelbau-Kollegen Prof. Maurizio Cavagnini das erste Mal in den kleinen Ort Zianigo nahe Venedig kam. Don Ruggero, der dortige Pfarrer, war mir schon lange kein Unbekannter mehr, hatte ich doch unter seiner Ägide Mitte der 90er Jahre eine meiner wichtigsten Orgeln für seine damalige Pfarre Meolo (VE) erbaut. In dieser Zeit intensiver Zusammenarbeit entwickelte sich nicht nur eine anhaltende freundschaftliche Bindung, auch der bezaubernde Klang der Orgel von Meolo muss sich in das Herz des engagierten Geistlichen eingenistet haben. So geschah es, dass Don Ruggero im Rahmen des erwähnten Besuches sein deutliches Interesse zum Ausdruck brachte, mich im Falle der Orgelerneuerung von Zianigo zu beteiligen. Doch gab es für dieses Projekt vorerst keine Genehmigung des Denkmalamtes und.....kein Geld. Andere Projekte hatten Vorrang und auch der bedauernswerte Zustand des Instrumentes zu dieser Zeit ließen in mir alle Hoffnung für ein glückliche Lösung der Orgelfrage fahren.

Um so mehr war ich überrascht, als schon nach „wenigen Jahren“ Anfang dieses Jahres ein freundschaftliches Telefonat aus Italien mich zu einer Besprechung nach Zianigo einlud. An der Renovierung der Orgel sollte ich mich beteiligen und dabei vor allem die klangliche Erneuerung des Instrumentes in die Hand nehmen. Ich musste nicht lange überlegen, einen Freund lässt man nicht im Stich und ebenso eine altersschwache Orgel. Mit Rückzug des grausamen Winters im März 2012 war ich auch wieder in der Lage die Alpen zu überqueren und so kam es im April dieses Jahres zu einem ersten Treffen mit Signore Daniele Michelotto, Orgelbau-Kollege aus Padova. Daniele, der für die gesamte technische Durchführung der Arbeit zuständig war, führte mich zu der bereits demontierten Orgel, gemeinsam wurden alle Teile gründlich inspiziert und Art und Weise unserer Zusammenarbeit besprochen. Anschließend fuhren wir alle gemeinsam in Michelottos „Fabrica dell Organo“ in Albignasego nahe Padua, wo sich der Großteil des Pfeifenwerkes befand und bereits zur Begutachtung vorbereitet war. Mit besten Gefühlen für eine fruchtbare Zusammenarbeit kehrte ich wieder nach Hause zurück und bereitete meinerseits alles vor, um die geplante Fertigstellung der Orgel von Zianigo Anfang September zum Feste des Patroziniums 2012 sicherstellen zu können.

Zu „Domenica di Redentori“ (dem berühmten Festtag von Venedig) trafen ich und meine kleine aber feine Mannschaft, bestehend aus meinem langjährigen Mitarbeiter und Orgelbau-Kollegen Peter Winkler und meiner besseren Hälfte, Monika Brauner, bei strahlendem Wetter in Zianigo ein. Schon am nächsten Tag wurde nahe der Orgel eine Werkstatt mit effizienter Einrichtung vorbereitet um professionell auf alle Überraschungen vorbereitet zu sein. Orgeln sind unergründliche Wesen, sie pfeifen und singen nicht nur dem Willensimpuls des Organisten entsprechend, nein, manches Mal wie und gerne auch wann sie wollen!

Mit Beginn der ersten Arbeitswoche wurde ausschließlich Technisches erledigt, unter anderem Schalldämmung des Orgelmotors, Arbeiten an Holzkonstruktionen, sowie die Abstimmung des sensiblen Orgelwindes, sozusagen als Stärkung von Lunge und Atem von..........dieser Orgel. Daniele war es auch, der mich auf die Geheimnisse der elektrischen Anlage hinwies, denn mit der List „elektronischer Mechanik“ hat man aus realen 22 Stimmen (Registern) etwa das Dreifache an Klangmöglichkeiten geschaffen. Gleich einem „Braten“, den man sozusagen geschickt vergrößert hat!

Doch nun ist es an der Zeit, dem erlauchten Leser an dieser Stelle den engen Zusammenhang zwischen „Braten und Register“ genauer zu erklären. Also . . . die mysteriösen „Register“ der Orgel benennen jeweils eine Reihe von Pfeifen (61 Stück pro Reihe) mit einer eigenen Klangfarbe und Tonhöhe. Durch die Verbindung dieser Pfeifen-Reihe mit einer weiteren oder mehreren Reihen (Registern) verändert sich logischerweise Lautstärke und Klangfarbe der Orgel. Dieser im Grunde klangentscheidende Vorgang wird vom Spieltisch (Konsole) aus mittels elektrischer Schalter und Druckknöpfen bedient. Der Spieltisch gleicht somit einer geheimnisvollen Küche, in der die verschiedenen klanglichen Zutaten zu einer großen Mahlzeit, dem „Ohrenschmaus“, zusammengestellt werden!

Schon im 18. Jahrhundert schrieb der süddeutsche Orgelmeister Carl Riepp in seiner „Quisinier pour d`orgue“ (Orgelküche):“ Die Principale sind das Fleisch in der Suppe, die Flöten das Gemüse dazu. Die Trompeten das Gegrillte, das Contrafagotto der Wildschweinebraten, die Ripieni die Gewürze dazu. Die Oboen muss klingen wie guter Wein und das „Echo“ wie der Café zur großen Mahlzeit. Versteht der Koch, bzw. der Organist sein Geschäft gut, so kann er dem klanghungrigen Zuhörer eine gar wunderbare musikalische Mahlzeit servieren“. (frei nach Carl Riepp 1710-1775)

IntonationDoch zurück zu unserer Arbeit, denn in den folgenden Wochen wurden nun Pfeife für Pfeife und Register für Register in die Orgel eingesetzt, nicht ohne vorher jeden einzelnen Ton mit größter Kraftanstrengung oder auch mit kaum sichtbaren Korrekturen und Handbewegungen auf seinen tadellosen klanglichen Zustand zu überprüfen. Erst danach ist es möglich, die Register dynamisch abzustimmen um letztlich das gesamte Orgelwerk fein säuberlich und rein zu stimmen. Die Essenz aber auch das Kuriosum meiner Arbeit bestand wohl darin, dass ich den Winddruck des Instrumentes reduzieren (!) musste um die Klangfülle und Helligkeit des Plenos zu steigern, oder wie Riepp sagen würde - „den Braten geschmackvoll und würzig zu machen“.

Letztlich war es für mich eine besondere Herausforderung, dem inhomogenen Pfeifenwerk eine einheitliche und kompakte Klangform zu geben, also für einen geschlossenen Gesamtklang zu sorgen, finden sich doch die verschiedensten Generationen von Pfeifen in der Orgel, von barocken Beständen angefangen über Material aus dem 19. und 20. Jhdt. bis hin zu neuzeitlichen Ergänzungen aus der Werkstätte von Meister Michelotto.

Le CampaneAllmählich nahte das Ende des heißen Monats August. 1460 Pfeifen erklangen wieder in der Orgel, gut „abgeschmeckt“ zu Brot und Wein gleich den Stimmen Contrabasso und Tromba. Den Abschluss der Arbeit machte das Register „Chiarina horizontal“, vom Kirchenschiff aus gut sichtbar, mit blinkenden Bechern aus der Orgelfront ragend. Diese Stimme würde ich als scharfes „Olio di Peperoncino“ der Orgel bezeichnen. Bleibt zu guter letzt noch das Register Campane, bestehend aus Klangröhren in Messing in verschiedensten Längen, welche von den Tasten aus mittels eines Klöppels angeschlagen werden können. Das wäre nach meinem Sinn und meinen Ohren wohl das „Dolce, die „creme della creme“, welche man am Ende einer feinen Mahlzeit serviert.

Die Fertigstellung und Orgelprobe (Kollaudierung) erfolgte am Freitag, den 31. August 2012, bei der sich Maestro Francesco Finotti, Consulent der Soprintendenza per i beni storici e artistici, die Ehre gab die erste große musikalische Prüfung gleichsam als Vorverkostung durchzuführen. Der virtuose Maestro beendete seine erste „musikalische Probe“ mit den Worten: „Avete fatti dei miraculi“ (Was ihr gemacht habt, ist Zauberei).

Danksagung:
An dieser Stelle gilt mein besonderer Dank Don Ruggero Gallo, welcher nicht nur meiner Erfahrung und Arbeit die Treue gehalten hat, sondern uns darüber hinaus als großzügiger Gastgeber seinen persönlichen Beitrag zum Wohlklang der Orgelregister beigetragen hat. Weiters danke ich mit Freude meinem Orgelbau-Kollegen Daniele Michelotto, der mich nicht nur menschlich sehr beeindrucken konnte, sondern mir auch mit viel Vertrauen so manchen unkonventionellen „Kunstgriff in die Orgelküche“ vergab. Schlußendlich gilt mein besonderer Dank meinem Kollegen und Partner Peter Winkler und Madame Monika Brauner, welche mit ganzem Einsatz entscheidend zum Gelingen der „neuen Orgel von Zianigo“ beigetragen haben.

PfeifeneinbauRastrierungOrgel und SpieltischOboeProspekt und Chiarina

Relazione e impressioni sul risanamento dell’organo di Zianigo (PD)

Era nell’estate del 2007, quando arrivai per la prima volta a Zianigo con il mio collega d’allora, il Prof. Maurizio Cavagnini. Don Ruggero, il parroco, da lungo tempo non era più uno sconosciuto per me: sotto la sua egida, avevo costruito negli anni ’90 uno dei miei più importanti organi per la sua parrocchia d’allora di Meolo, in Veneto. In quel periodo di intensa collaborazione, si sviluppò non solo un duraturo rapporto d’amicizia, ma pure il suono incantevole dell’organo di Meolo doveva essersi annidato nel cuore dell’abile sacerdote. Così successe che Don Ruggero, in occasione della visita sopraccitata, dimostrò il suo profondo interesse a coinvolgermi nel caso di un risanamento dell’organo. Purtroppo, per questo progetto, allora non c’erano ancora né l’autorizzazione della Sovrintendenza né soldi. Altri progetti avevano la precedenza; anche la condizione penosa dello strumento a quel tempo, mi fece perdere ogni speranza di trovare una soluzione alla questione organo.

Ancor di più rimasi sopreso, quando, già dopo “pochi” anni, all’inizio di quest’anno, ricevetti una telefonata amichevole dall’Italia, con la quale venni invitato ad un incontro a Zianigo. Avrei ricevuto l´incarico per il rinnovo dell’organo, e così prendere in mano soprattutto il risanamento fonico dello strumento. Non ci pensai a lungo, un amico non lo si lascia solo, così come non si lascia solo un vecchio organo malato. Dopo la fine del crudele inverno del 2012, fui anche di nuovo in grado di valicare le Alpi e così, nell’aprile di quest’anno, si tenne l’incontro con il Sig. Daniele Michelotto, organaro di Padova. Daniele, che era responsabile dell’intero procedimento tecnico del lavoro, mi portò all’organo, già smontato, ed insieme ispezionammo dettagliatamente tutti i pezzi ed organizzammo il procedere della nostra cooperazione. Infine, andammo tutti alla “fabbrica dell’organo” del Sig. Michelotto ad Albignasego (PD), dove si trovava la maggior parte delle canne, già pronte per essere esaminate. Con la buona sensazione di una fruttuosa collaborazione, tornai di nuovo a casa e preparai tutto per poter garantire da parte mia il completamento dell’organo di Zianigo, previsto per il Patrocinio nel settembre del 2012.

Alla domenica della Festa dei Redentori a Venezia, arrivai con un tempo splendido a Zianigo con la mia piccola e valida equipe, composta dall’organaro Sig. Peter Winkler, da lungo tempo mio esperto collaboratore e dalla mia signora, sempre disponibile perfino a cucinare ed inaffiare le piante della parrocchia. Già il giorno dopo, avevamo approntato un piccolo laboratorio con un’efficiente attrezzatura, per essere preparati in modo professionale a qualche altra sorpresa, poiché “gli organi sono esseri incomprensibili, non fischiano e non cantano solo secondo l’impulso di volontà dell’organista, no, qualche volta lo fanno quando e come vogliono loro”! All’inizio della prima settimana lavorativa, furono eseguiti solamente lavori tecnici, tra cui l’isolamento acustico del ventilatore dell’organo e l’equilibratura della pressione del vento dell’organo, quasi come rinforzo dei polmoni e del respiro dell’organo. Daniele fu anche colui il quale mi introdusse nei segreti del sistema elettrico, poiché con l’astuzia della “meccanica elettronica”, si è riusciti a fare di reali 22 voci (registri) circa il triplo delle possibilità musicali fonetiche, come un “arrosto”, che si è riusciti, per così dire, ad ingrandire artisticamente!

Dunque, ora è il momento giusto per spiegare meglio agli illustri lettori lo stretto nesso tra “arrosto e registri”. Il concetto misterioso dei “registri” dell’organo è costituito da una fila dietro l’altra di canne (61 canne a fila), ed ogni fila ha il proprio timbro ed altezza del suono. Attraverso il collegamento acustico di questa fila di canne con un’ulteriore o più file (registri), il volume ed il timbro dell’organo logicamente cambiano. A mezzo dell’organista, l’esecuzione, in pratica musicale, viene eseguita dalla consolle, servendosi di interruttori elettrici. La consolle è quindi come una cucina piena di segreti, dove vengono combinati diversi ingredienti sonori, componendo un abbondante pasto, la delizia per gli orecchi. Già nel 18° secolo, l’organaro della Germania meridionale Carl Riepp scrisse nel suo “Cuisinier pour l’orgue”: i Principali sono la carne nel brodo, i Flauti la verdura in aggiunta ad esso, le Trombe i cibi alla griglia, il Controfagotto l’arrosto di cinghiale, i Ripieni le spezie in aggiunta; devono risuonare gli Oboi come un buon vino, e l’Eco come il caffè dopo un pasto abbondante. Se il cuoco o l’organista sa fare il suo mestiere, egli può dunque servire agli ascoltatori, affamati di suoni, perfino un magnifico pasto musicale (tratto liberamente da Carl Riepp, 1710-1775).

Ritorniamo però al lavoro, poiché nelle settimane seguenti furono inseriti tutti gli elementi, canna dopo canna e registro dopo registro, di nuovo nell’organo, non senza verificare prima lo stato impeccabile del suono di ogni singolo tono, con correzioni e movimenti manuali quasi invisibili. Solo in seguito a ciò, è possibile accordare i registri e l’intera meccanica dell’organo, in modo finemente accurato e puro. L’essenza, ma anche la cosa singolare del mio lavoro, sussisteva nel fatto che avevo dovuto ridurre (!) la pressione del vento dello strumento, per aumentare così la pienezza del suono e la chiarezza del pleno, o, come avrebbe detto Riepp, per rendere “l’arrosto saporito ed aromatico”.

Per me è stata, naturalmente, una sfida straordinaria dare una forma sonora uniforme e compatta alle canne dell’organo, quindi a provvedere ad un gusto sonoro armonioso. Qui nell’organo ci sono le più diverse generazioni di canne, partendo da elementi barocchi, passando a materiale del 19° e 20° secolo, fino ad arrivare a complementi moderni del laboratorio del Sig. Michelotto.

Pian piano si avvicinava la fine del caldo mese di agosto, 1460 canne risuonavano di nuovo nell’organo, ben “intonate” al pane ed al vino, come i toni del Contrabbasso e della Tromba. Il completamento del lavoro fu il registro “Chiarina orizzontale”, ben visibile dalla navata della chiesa, con luccicanti tubi sporgenti dal fronte dell’organo, che vorrei definire come “il peperoncino” dell’organo. Da buon ultimo, rimane ancora il registro Campane, composto da tubi sonori di ottone di diverse lunghezze, che possono essere suonati premendo i tasti a mezzo di un martelletto. Ciò sarebbe, secondo i miei sensi ed orecchi, “il dolce…un creme caramel”, che si serve alla fine di un pasto prelibato.

Il completamento ed il collaudo dell’organo si tennero il venerdì 31 agosto 2012, giorno in cui il Maestro Francesco Finotti, consulente della Sovrintendenza ai Beni Storici ed Artistici, si dette l’onore di eseguire la prima grande degustazione musicale.

Ringraziamenti: qui desidero esprimere il mio particolare ringraziamento al parroco, Don Ruggero Gallo, il quale non solo si è fidato della mia esperienza e del mio lavoro, bensì ha contribuito personalmente, come versatile “padrone di casa”, alla musicalità dei registri dell’organo. Inoltre ringrazio con gioia il mio collega organaro, Sig. Daniele Michelotto, il quale non solo ha potuto impressionarmi per la sua umanità, bensì mi ha perdonato, regalandomi molta fiducia, per aver eseguito alcuni “tocchi artistici nella cucina organara” non convenzionali. Infine desidero esprimere il mio particolare ringraziamento al mio collega, Sig. Peter Winkler, ed alla mia partner, Sig.ra Monika Brauner, i quali, con il loro impegno, hanno contribuito in modo decisivo alla riuscita dell’organo di Zianigo.

Traduzione Sig.ra Gabriella Clari

Heitere Monatsbilanz Mai 2012

OBM Gerhard Hradetzky Heitere Monatsbilanz für Mai, von Gerhard Hradetzky!

Im Wonnemonat:

Dass der Mai alles neu machen kann, ist schon lange bekannt! Dass dazu auch Dome gehören, ist doch etwas ungewöhnlich, nicht wahr?.
Dies und einiges mehr dachte ich, als ich mich am 3. Mai mit ca. 20 weiteren mir unbekannten Persönlichkeiten im Dom von Wr. Neustadt einfand. Es war keine private Führung! Es ging um den „Dombrand“, von dem viele gehört oder gelesen haben (z.B. auch in meiner Homepage). Gemeinsam mit allen Vertretern der Sanierungscrews unter Leitung das Dombauamtes erstellte man einen Zeitplan für die umfassende „Entrußung“ des gewaltigen Dom-Innenraumes, einschließlich der 40 Register großen Hradetzky-Orgel. Schon sah ich mich im Geiste von einer Armee kaminkehrerähnlicher Gestalten umringt, dazwischen mich und meine Kolleginnen, alle mit größtmöglicher Geschwindigkeit Kübel mit schwarzer Brühe durch den Kirchenraum schleppend.
Wie immer kommt natürlich die Orgel zum Schluss, was in diesem Fall ausnahmsweise erfreulich ist, denn somit haben ich und mein Team noch etwas Schonfrist, bis wir uns ab September über sage und schreibe rund 2800 Orgelpfeifen, Orgelgehäuse und Technik hermachen dürfen.
Die abschließende Tonprobe (sprich Intonation) der gereinigten Pfeifen wird im wahrsten Sinn des Wortes kein Honiglecken werden, sind doch viele der Orgelpfeifen zur Klangprobe mit dem Mund anzublasen..... und wehe (!!!) wenn dann die Pfeiflein nicht penibel entrußt wurden.
Wie heißt es doch in alten Schriften: „Der Orgelbau ist eine vornehme Kunst, würdig eines Edelmannes“. Einer der Gründe warum ich nie davon geträumt habe Kaminkehrer zu werden, seufz....

Szenenwechsel:

ueberladenes auto Fahre im Schritttempo auf den Zollübergang Basel zu, das Auto zentimetergerecht vollgepackt mit Utensilien meines Sohnes Stefan. Dieser lebt beruflich erfolgreich schon geraume Zeit in Zürich und hat mich um den Transport seines Mobilars gebeten. Nicht ohne vorher vor der Genauigkeit des Schweizer Zolls zu warnen. Habe dafür vorsichtshalber vorab sämtliche Unterlagen für einen hoffentlich reibungslosen Ablauf der Verzollung von Stefan erhalten. Während zwei Schweizer Zöllner langsam auf mich zukommen, rast vor mir der Film meines letzten Zollaustrittes am Zollamt Höchst (Schweiz-Österreich) ab. Die Schweizer winkten damals durch, während mich der österreichische Beamte nach Befragung rechts anhalten ließ, obwohl sich mein Auto außer meiner Reisetasche im völligen Leerzustand befand! Nach provokant umständlicher Kontrolle von der Schuhsohle bis zum Handschuhfach durfte ich tatsächlich wieder in mein Heimatland einreisen... Und jetzt? „Habe se was zu verzolle?“, fragt mich freundlich einer der adrett gekleideten Herren. Meine Antwort war ebenso freundlich. Nun gingen beide sehr langsam um mein Auto herum...... und was, wenn ich jetzt alles ausräumen muss? Gründlich wurde meine neue Schweizer Vignette inspiziert, immerhin 35.-- Euro für ein paar hundert Kilometer. Einer der Beamten kam wieder langsam auf mich zu und...... wieder freundlich lächelnd: „Se könne weiterfahre, guete Reise!“ Ich verstehe die Welt nicht mehr! Komme ich vollgepackt an die EU-Außengrenze, winkt man mich durch. Will ich mit ganz offensichtlich leerem PKW zurück nach Haus, werde ich gefilzt wie ein international gesuchter Diamantenschmuggler. Wer sagts denn, unsere Beamten „arbeiten“ doch genauer als die Schweizer!?

Bleivergiftung

Salzburger Nachrichten vom 30.5.2012! „EU will Orgelpfeifen mit weniger Bleigehalt!“ Wie bereits bekannt, müssen Orgelpfeifen zur seriösen Klang- und Tonprobe mit dem Mund angeblasen werden.

Nachdem der Bleianteil in den Zinnpfeifen lt. EU-Kommission anscheinend hochgiftig ist, müsste ich nach annähernd 50 Jahren Orgelintonation bereits seit mindestens 20 Jahren tot sein! Doch wie eigenartig, gerade in der jüngeren Geschichte des Orgelbaues, also etwa ab dem 16. Jhdt. ist die Mehrzahl der Antegnatis, Schnitgers, C.Colls oder Silbermänner für damalige Verhältnisse steinalt geworden. Gar nicht zu reden von einem gewissen Egedacher, welcher im Winter bevorzugt im offenen Pferdewagen herumfuhr und obendrein noch (nicht belegt) mindestens 12 Kinder hinterließ.

Doch zurück zum Pfeifenblei. Es geht nach 1000 Jahre Orgelbau auch mit bestem Willen nicht ohne, das sollte die so gewichtige Kommission eigentlich wissen! Darüberhinaus experimentieren Orgelalchimisten schon seit langem an Ersatzmaterialien herum. Kunststoffe in allen Spielarten und Weichheitsgraden hat man eingesetzt, gehämmert, gepökelt, Karton,Glas, Blech, Plexi und alles sogar miteinander vermischt, gerührt und nicht geschüttelt. Vieles hat man ausprobiert, bekanntlich mit null Erfolg für Klang oder verbesserte Fertigung. Also, irgendetwas verstehe ich schon wieder nicht! Doch vielleicht sind der würdigen Kommission nur(!) die nie belegten Dokumente alter Chronisten in die Hände gefallen, welche von 'schier schröcklich orgeln', berichten, die während des Plenospieles 'oft bestialisch gestänk verbreiten, so daß die hochachtbare Zuhörerschaft gar reihenweis in Ohnmachtigkeit fallen ist'. Ähem ???

Heitere Monatsbilanz April 2012

OBM Gerhard HradetzkyAn dieser Stelle wird es ab sofort und trotz meiner vielen Aufgaben einen persönlichen Monatsrückblick geben. Man kann, muss diesen aber nicht, mit Ernst betrachten, doch ein wenig nachdenklich sollte er allemal machen.

Heitere Monatsbilanz für April, von Gerhard Hradetzky!

Pflichttermin schon seit Jahren sind die Tage vor Ostern für das Stimmen meiner Orgeln in Oberitalien. Während es bei uns so wie in diesem Jahr meist „weiße Ostern“ gibt, kann man im Süden schon mal mit dem Leiberl im Freien sitzen und Cappuccino schlürfen. Mag schon sein, aber ewig Sonne in Italien ist auch ein Trugschluss. Wer wie ich schon tagelang von Orgel zu Orgel durch Adriatiefs tauchen musste, weiß, dass das Sonnenklischee leider nur in den Sommermonaten gültig ist. Fazit, nach rund 2500 Autokilometern, einer verregneten Karwoche und 'gefühlten 80' Orgelregistern, kam am Ostersonntag eisige Bora hinzu. Also nichts mit Cappuccino und Leiberl im Freien. Hab ich das wirklich verdient?

Das war auch meine Frage, nachdem ich trotz größter Bemühungen einen Restaurierungsauftrag über ein von mir langjährig gepflegtes Orgelpositiv „verloren“ hatte. Doch wie lautet die „ universale Weisheit“: Lass los und du bekommst es doppelt zurück! ….Offensichtlich habe ich in diesem Fall meine spirituellen Hausaufgaben gut erledigt, denn mit der Sanierung einer historischen Kleinorgel nahe Gars am Kamp (Maiersch) und einem weiteren Auftrag über die klangliche Instandsetzung einer Prozessionsorgel von 1758 wurde mir die Kunst des Loslassens vom Universum erfolgreich bestätigt.

Was das Intonieren anbelangt, kann ich gleich einem Poeten niemals aufhören Fantasievolles zu erfinden. Eine Orgel zum „Klingen“ zu bringen ist etwas ungemein Kreatives. Tongebilde und Klänge sind aus meiner Sicht Bestandteil aus Schöpfergeist, sowie Freude an Musik und Raum.

Und somit sehe ich mit Interesse meiner Aufgabe entgegen in wenigen Wochen nahe Venedig 30 Orgelregister in Ein- und Wohlklang zu bringen. Da werde ich dann sicher noch zu meinem Cappuccino im Leiberl kommen, denn wie gesagt im Sommer sind Adriatiefs eine Seltenheit. Aber vielleicht wären mir diese dann bei 40° im Schatten doch lieber!?

 

 

  Bei 40° im Schatten mit Schweiß und Leiberl in der Orgel.

   
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