An dieser Stelle wird es ab sofort und trotz meiner vielen Aufgaben einen persönlichen Monatsrückblick geben. Man kann, muss diesen aber nicht, mit Ernst betrachten, doch ein wenig nachdenklich sollte er allemal machen.
Heitere Monatsbilanz für April, von Gerhard Hradetzky!
Pflichttermin schon seit Jahren sind die Tage vor Ostern für das Stimmen meiner Orgeln in Oberitalien. Während es bei uns so wie in diesem Jahr meist „weiße Ostern“ gibt, kann man im Süden schon mal mit dem Leiberl im Freien sitzen und Cappuccino schlürfen. Mag schon sein, aber ewig Sonne in Italien ist auch ein Trugschluss. Wer wie ich schon tagelang von Orgel zu Orgel durch Adriatiefs tauchen musste, weiß, dass das Sonnenklischee leider nur in den Sommermonaten gültig ist. Fazit, nach rund 2500 Autokilometern, einer verregneten Karwoche und 'gefühlten 80' Orgelregistern, kam am Ostersonntag eisige Bora hinzu. Also nichts mit Cappuccino und Leiberl im Freien. Hab ich das wirklich verdient?
Das war auch meine Frage, nachdem ich trotz größter Bemühungen einen Restaurierungsauftrag über ein von mir langjährig gepflegtes Orgelpositiv „verloren“ hatte. Doch wie lautet die „ universale Weisheit“: Lass los und du bekommst es doppelt zurück! ….Offensichtlich habe ich in diesem Fall meine spirituellen Hausaufgaben gut erledigt, denn mit der Sanierung einer historischen Kleinorgel nahe Gars am Kamp (Maiersch) und einem weiteren Auftrag über die klangliche Instandsetzung einer Prozessionsorgel von 1758 wurde mir die Kunst des Loslassens vom Universum erfolgreich bestätigt.
Was das Intonieren anbelangt, kann ich gleich einem Poeten niemals aufhören Fantasievolles zu erfinden. Eine Orgel zum „Klingen“ zu bringen ist etwas ungemein Kreatives. Tongebilde und Klänge sind aus meiner Sicht Bestandteil aus Schöpfergeist, sowie Freude an Musik und Raum.
Und somit sehe ich mit Interesse meiner Aufgabe entgegen in wenigen Wochen nahe Venedig 30 Orgelregister in Ein- und Wohlklang zu bringen. Da werde ich dann sicher noch zu meinem Cappuccino im Leiberl kommen, denn wie gesagt im Sommer sind Adriatiefs eine Seltenheit. Aber vielleicht wären mir diese dann bei 40° im Schatten doch lieber!?
Bei 40° im Schatten mit Schweiß und Leiberl in der Orgel.